Dienstag, 10. Januar 2012

Schloss Elmau 10. Januar 2012

58. Kammermusikwoche "Quartett Plus"
Dienstag 10. Januar 2012, 11 Uhr

Sonia Wieder-Atherton, Violoncello
Bruno Fontaine, Klavier

Chants Juifs (Projekt von 1999)
Dimitri Schostakowitsch (1906-1975), Cellosonate D-Moll op. 40 (1934)

Sonia Wieder-Atherton ist french-american.
Im Programm steht:
Der Zyklus jüdischer Lieder entstand bei Sonia Wieder-Athertons Suche nach traditioneller hebräischer Musik, welche das jüdische Volk über Jahrzehnte hinweg begleitete und prägte.
Sonia Wieder-Atherton war tief beeindruckt und inspiriert durch den Gesang der jüdischen Kantore.

link: HP von Sonia Wieder-Atherton - Projekt Jewish Songs
link: Amazon Jewish Songs


                                          Die Bühne ist bereit für die beiden Künstler



                                          Blick von der Bühne in den Konzertsaal
             

Aus ihrem Projekt Jewish songs stellte die Cellistin uns 5 Stücke vor:

Priere: Ein Cello Solo. Das Cello, ideales Instrument für das flehende, klagende Gebet. Sehr innig-kraftvoll gespielt.

Psaume: Beginnt nachdenklich, schlägt dann um in eine Ausgelassenheit, die die Künstlerin mit dem Fuß stampfen lässt.

Nigun: Ein jüdisches Lied mit ungemeiner emotionaler Tiefe, sehr variantenreich im Tempo, wird
geradezu tänzerisch, ungestüm.

Conversation: Ein Stück, das mich nicht besonders "erreicht" hat, sei's drum.

Elegie: Sehr beeindruckend hingegen dieses letzte Stück aus dem Projekt. Schwere im Klang des Klaviers. Das Cello spielt weite Teile nur auf der 3. Saite (G), - ja, ist mir aufgefallen -, erst
als die Melodie sich wie abschweifende Gedanken entwickelte, kam die 4. Saite (C) dazu.

Anerkennender Applaus des sehr aufmerksamen Publikums.


Dann ein eindrucksvolles Werk. Schostakowitschs Cellosonate.

Allegro non troppo: Ein Energie geladener Satz. Der Pianist Bruno Fontaine schob energisch sein Kinn vor. Es entwickeln sich 2 Themen, dann Tempowechsel und wunderbare Harmonien im Klavier. Der Satz gewinnt an Dynamik, die Künstler spielten, was ihre Instrumente hergeben um dann für das Cello in Pizzicati zu münden. Das Piano klingt nach Jazz, ich liebe das! Im zweiten Teil schien das Piano frei zu assoziieren, meine Gedanken gingen spazieren.

Allegro: Ein furioser Satz. Das Piano zauberte Klänge, dass ich aufschaute um zu sehen, wo dieser silbernhelle Klang herkam. Die gegriffenen Akkorde in den hohen Tasten klangen fast wie ein Xylophon. Das Klavier reibt sich aufmüpfig mit der Melodie im Cello.

Largo: Im Finalsatz beginnt das Klavier schelmig bis grotesk, dann wirds's überaus virtuos v.a. für's Klavier. Große Linien führen durch alle Lagen, um dann wieder wie bei einer Kindermelodie zu landen.

Viel Applaus, auch Bravo Rufe.

Wir freuten uns an der Zugabe. Ein Präludium von Schostakowitsch. Allein schon durch seinen 3/4 Takt entfaltete es einen gewissen Charme.

Eine großartige Cellistin, kultiviertes Temperament möchte ich es nennen. Nett zu beobachten, wie sie mit den Füßen stapfte, wenn das Cello als Instrument ihr Intensität nicht ausdrücken konnte.
Ebenbürtig der Pianist Bruno Fontaine, der sensibel begleitete, durch ein leichtes Kopfdrehen zur Cellistin Blickkontakt hielt, aber durchaus bei den solistischen oder auch virtuosen Passagen sich voll entfaltete.