Montag, 9. Januar 2012

Schloss Elmau 9. Januar 2012, Nicholas Angelich

58. Kammermusikwoche "Quartett Plus"
Montag, 9. Januar 2012, 11 Uhr

Nicholas Angelich, Klavier

Ludwig van Beethoven (1770-1827)

Klaviersonate Nr.5 c-Moll op.10 Nr. 1
Klaviersonate Nr.14 cis/Moll op. 27 Nr. 2 (Mondscheinsonate)
Klaviersonate Nr. 32 c-Moll op. 111

Also, fangen wir mal vorne an.
Wer Herrn Angelich diese Klamotten verkauft hat, der gehört bestraft!
Zum Glück ist er nicht, wie wir alle befürchteten, über seine allzu lange Hose gestolpert.
Ich weiß, ich weiß, es geht um hehre Kunst und nicht um outfit... also gut.

Eine Eigentümlichkeit, die ich mir nicht recht erklären kann, außer vielleicht "entrückt sein" ist sein Blick zu Boden, wenn er die Bühne betritt. Diesen abgewandten Blick kenne ich nur von Blinden... sorry.
Wenn Herr Angelich, zweifelsohne ein Weltklassekünstler eine Hand auf den Flügel legt, um sich zu verbeugen, so implodiert er geradezu, verbeugt sich ungewöhnlich tief.

Um es vorweg zu nehmen, bei der persönlichen Begegnung hinter der Bühne ist Herr Angelich ein seeehr angenehmer Zeitgenosse. Schaut mir offen in die Augen, erwidert durchaus meine überschwängliche Umarmung, zu der ich mich in meiner Begeisterung habe hinreißen lassen. Den Hauch von Scheu, der bleibt, finde ich durchaus anziehend bei Männern.
So, jetzt ist das auch mal gesagt.

Zurück zur Musik. Ja, und dann setzte sich dieser große, schwere Mann ans Klavier und spielte, dass ich nur so staunte. Wie kann dieser Mann so zart, geradezu andächtig spielen! Ich war jedenfalls hin und weg, ihm diente diese 1. Beethoven Sonate vielleicht zum Warmlaufen.

Der 2. Programmpunkt, Mondscheinsonate, da könnte man vielleicht meinen, dass man die nicht mehr hören kann, aber ich muss sagen, live und so geheimnisvoll interpretiert war ich durchaus gepackt.

Die Klaviersonate Nr 32 schließlich hat mich durch viele Gefühlsregungen geschickt. Die Arietta war so schlicht, so anmutig und ergreifend, dass nicht nur mir eine scheue Träne über's Gesicht gelaufen ist.

Das Publikum begeistert, trampelnd, Bravo rufend... nicht locker lassend.

Seine Zugabe J.S. Bach (mein Nachbar meinte Partita No 2) holte uns wieder ins Hier und Jetzt zurück.

Nicholas Angelich hatte sein Rose nach der Zugabe auf dem Flügel vergessen, für mich ein willkommener Aufhänger zu ihm zu gehen und ihm für das wunderbare Konzert zu danken.